Darm und Psyche

In einer Kooperation mit der Charité zeigte sich in den letzten Jahren, dass Darmhormone und ihre Genexpression eine Rolle spielen bei den Wirkungen und Nebenwirkungen von Antidepressiva und der Augmentation mit Lithium (Bopp et al. 2021 und 2019). Hier spielen u.a. Cytokine, i.e. die Modulation des Immunsystems eine Rolle für die Besserung (Buspavanich et al. 2021, Ricken et al. 2019). Jan Sarlon, Oberarzt im ZASS zeigte, dass das braune Fettgewebe sich protektiv auf Suizidalität, circadiane Rhythmik und Stress auswirken kann (Sarlon et al. 2023).

Ein vielversprechender neuer Behandlungsansatz für Depressionen zielt entsprechend auf die Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse ab, die mit den bei beeinträchtigten physiologischen und verhaltensbezogenen Funktionen in Verbindung steht.

Wir führten eine randomisierte, kontrollierte Studie durch, in der untersucht wurde, ob eine kurzfristige, hochdosierte Probiotikagabe bei depressiven Patienten depressive Symptome sowie mikrobiologische und neuronale Veränderungen im Darm reduziert. Dies war tatsächlich der Fall und es zeigte sich eine Anreicherung des Mikrobioms bei den Betroffenen, sodass diese Therapie eine nebenwirkungslose, wenig stigmatisierende Behandlungsoption der Zukunft darstellen könnte (Schaub et al. 2022). Auch zeigte sich, dass die Gabe von Probiotika zu einer Verbesserung der Lernfähigkeit führt, diese Beobachtung wurde auch durch begleitende bildgebende Befunde unterstützt (Schneider et al. 2023). Die Gabe von Probiotika führte bei depressiven Patient:innen darüber hinaus in der placebokontrollierten Studie zu einer Verbesserung verschiedener kognitiver Funktionen (Yamanbeava et al. 2023).

Weiters untersuchten wir, inwieweit das Darmhormon Ghrelin durch die Darmflora angekurbelt wird und mit einem Rückgang depressiver Symptome korreliert (Sempach et al. 2024). Probiotikagabe kann 51 Gene hochregulieren und 57 Genaktivitäten reduzieren, die allesamt in die Immunregulation involviert sind (Sempach et al. 2024). GABA kann seine angstlösenden und stressreduzierenden Wirkungen möglicherweise über die Hirn-Darm-Achse i.e. GABA produzierende Bakterien bewirken (Liwinski et al. 2023).

Ob wir in Zukunft durch eine Ernährungsumstellung und die Gabe von Bakterien (Probiotika) psychische Erkrankungen behandeln können wird an den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel (UPK) untersucht.

Aktuell führen wir eine Studie zu ketogener Diät bei depressiven Erkrankungen durch, diese könnte die Behandlung ergänzen und nachhaltig oxidativem Stress, Entzündungsreaktionen, einem Diabetes und psychiatrischen Symptomen entgegenwirken und das Mikrobiom stabilisieren helfen. Kontaktaufnahme, Behandlung und Teilnahme an der Studie bei PD Dr. Timur Liwinski (timur.liwinski@upk.ch).

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